Cabin Fever

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Dieses Kapitel könnte auch andere Titel haben wie z.B. “Kilometer Madness” oder “Navigator went Nuts”. Alles beschreibt den Zustand, in dem wir uns nach zwei Wochen Campen befanden. Zwei Wochen, die wir in der Natur verbracht haben, in Humphrey, in der Hitze, im Staub und in denen wir viel zu viele Kilometern gefahren sind und zu viel gesehen haben.

Wir hatten in den letzten Tagen gelernt, dass wir Zeit benötigen, die gewonnen Eindrücke zu verarbeiten und nicht immer mehr oben drauf packen können, ohne dabei abzustumpfen. Dann kam hinzu, dass die Entfernungen am Ende zu groß waren, oder wir uns zwischenzeitlich keine Pausen gegönnt haben. Nicht wirklich förderlich war die Hitze. Zwei Wochen lang jeden Tag 40 Grad nagen ein wenig an der Substanz. Es ist keine Temperatur, bei der man so richtig entspannen kann, wir waren ein wenig auf der Flucht vor der Hitze.

Durch die Hitze hatten wir in der Zwischenzeit schon zwei Tage “herausgefahren” (Dank der Klimaanlage in Humphrey) und wollten daher unseren Outdoor Trip um zwei Tage kürzen und uns dem luxuriösen Teil der Reise widmen, um sich mit dem Nichts beschäftigen zu können. Keine Ziele, keine Kilometer, nichts Neues, nur noch sein.

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Der Entschluss nicht zwei Tage, sondern drei Tage vorher unseren Modus zu wechseln, brachte unsere letzte Nacht, die wir in den Cederberg Mountains auf einer recht großen Campsite verbracht haben. Die Campsite entsprach in etwa einem Campingplatz, den wir in Deutschland um nichts in der Welt betreten würden. Doch aus welchen Gründen auch immer sind wir hier gelandet und da die Campsite im Grunde leer war, sind wir davon ausgegangen, dass wir dieses Wagnis eingehen können. Doch auch wenn die Campsite sich nach unserer Ankunft nicht wirklich füllte, insgesamt waren hier ca. 10 Fahrzeuge, auf einer Fläche in der im Sommer 600 ! Fahrzeuge einen Platz finden, konnten wir uns nicht vor ungewolltem Besuchen schützen.

Reisende, vor allem die, die mehrere Wochen, Monate oder Jahre unterwegs sind, haben einen erhöhten Kommunikationsbedarf. Ganz besonders unsere Landsleute. Da wird dann auch einfach mal ignoriert, ob das Gegenüber, in dem Falle wir, interessiert ist oder nicht. Da wird einfach geredet, und wie das unter den Germanen so üblich ist, muss man kund tun wie toll man ist. Ein ganz wichtige Variable ist hierbei, wie lange man unterwegs ist und da spielen wir nur in der Regionalliga, auch wenn wir uns hier eigentlich mit Keinem messen wollen.

Als Höhepunkt stand dann auf einmal die Inkarnation des Deutschen Campers vor uns und fragte uns, wer denn den Rasensprenger abgeschaltet hätte. Das war der Navigator, da der Rasen schon unter Wasser stand. Der Vollständigkeit halber: ich habe nicht gepetzt, auch wenn die vor uns stehende Autorität beeindruckend war. Was wir hier vor uns sahen, war ein ca. 1,85 Meter großer Herr, lediglich mit einer schwarzen Badehose bekleidet, die er einem italienischen Gigolo in den 80’ern gestohlen hat, ziemlich weit hochgezogen und darüber quoll ein Wampe von einem Umfang, dass man seine Augen nicht davon lassen konnte. In unserem Staunen fragte er uns dann noch, wie lange wir unterwegs seien, nur um uns dann mitzuteilen, dass er schon seit einem Jahr unterwegs sei, mit dem Zusatz, dass er sich hier um die Rasensprenger kümmert und dafür kostenlos campen darf. Herzlichen Glückwunsch.

Am Ende hatten wir dann doch einen ruhigen Abend, haben unser letztes Feuer, unser letztes Braai gemacht und lecker gegessen. Aus dem Nichts tauchten wieder zwei Pferde auf, ein braunes und ein weißes. Da ich es anscheinend mit weißen Pferden habe, oder vielleicht ist es auch Humphrey, gesellte sich das weiße Pferd zu mir und wich für einige Minuten nicht mehr von meiner Seite, egal was ich tat. Konnte aber auch nicht sprechen.

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Was folgte, war die erste Nacht seit zwei Wochen, in der wir uns von Anfang an unter die Decke legten. Am nächsten Morgen waren 16 Grad. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Am Ende haben wir den Cederberg Mountains nicht den Respekt gezollt, die sie verdient hätten. Wir hatten nur einfach zu viel von allem und mussten jetzt einen Schnitt machen.

Nach einem üppigen Frühstück und ein paar Stunden Recherche, hatten wir dann die Unterkünfte für die nächsten drei Tage zusammen. Das Unterfangen stellte sich als nicht ganz so einfach dar wie erhofft, weil das Wochenende vor der Tür stand und der Kurs des Südafrikanischen Rand dazu beiträgt, dass im Grunde jede Unterkunft die ein wenig Stil hat, ausgebucht war. Am Ende haben wir dann doch noch zwei tolle Unterkünfte gefunden, die teurer waren als wir gehofft hätten, aber die zwei Wochen campen waren dafür umso günstiger.

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Der Menschwerdungsprozess wurde in Gang gesetzt, ich habe innerhalb von 6 Stunden drei mal geduscht und wir haben uns dem entspannten Teil der Reise gewidmet. Endlich wieder Zeit zu schreiben, Bilder zu bearbeiten und es sich gut gehen lassen.

Dann haben wir Humphrey auf dem Weg nach Kapstadt den Chapman’s Peak Drive gezeigt, sicherlich eine der schönsten Küstenstraßen, die man fahren kann, und haben solch eine Freude daran gehabt, nicht mehr zu schwitzen, sondern bei 25 Grad an der Küste zu frieren.

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Ein Gedanke zu “Cabin Fever

  1. Wow dude!! That looks Epic, like if it’s on a different continent. Green and lush. So different than other parts of Africa. I love the photos and it’s great quality.

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