40 Degrees

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Vom Skeleton Coast Camp sind wir den Tsuxub hoch Richtung Purros gefahren. Das ist eine andere Route gewesen als geplant, aber Papa G, der eigentlich Gerd heißt, was aber keiner hier gescheit aussprechen kann, deswegen Papa G, hat uns empfohlen den Tsuxub hochzufahren, und dann durch den Purros Canyon.

Als ich damals überlegt hatte, welche Route wir vom Hoanib hoch nach Purros nehmen sollten, dachte ich mir, dass die Tsuxub Route die abgelegenste sei und sicherlich am längsten dauert und vielleicht auch am anspruchsvollsten ist. Auch habe ich gehört das die Route durch den Ganamub die schönste sei. Nun den, Plan geändert und den Tsuxub hochgefahren.

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Was dann folgte ist ein radikaler Abgleich mit der Realität. Im Grunde sind wir eine sechsspurige Autobahn entlang gefahren. Anspruchsvoll war hier gar nichts, abgelegen war hier auch nichts. Die Strecke war einfach nur komplett eben, ideal zum Heizen und dadurch komplett im Sack. Corrugation.

Ich habe mit dem Navigator darüber nachgedacht, ob es dafür ein deutsches Wort gibt, aber ohne Internet ist uns nichts eingefallen. Liegt vielleicht auch daran, dass es so etwas auf deutschen Straßen nicht gibt. Querrillen, Wellen, oder einfacher ausgedrückt eine Buckelpiste. Buckel im Wahrsten Sinne des Wortes. Einer nach dem anderen und das über Kilometer. Wie es dazu kommt, ist wohl nicht ganz klar. Der eine sagt, es habe mit schweren LKW zu tun, der andere mit 2WD Fahrzeugen, der dritte mit den Profilen der Reifen. Es hat aber mit Sicherheit etwas mit Geschwindigkeit zu tun, da es immer nur dort auftritt, wo geheizt werden kann. Corrugation ist in Namibia weiterverbreitet und man freut sich immer über eine Straße die frisch gemacht wurde, also die Wellen wieder plattgewalzt wurden. Nur leider ist das bei diesen abgelegenen Routen nie der Fall.

Da es ein Graus ist, über die Wellen zu fahren, wird die Straße im Laufe der Zeit immer breiter, weil am Rand fahren das Beste ist, was man machen kann. Und so kommt es dann dazu, dass mitten in der Pampa eine sechsspurige Autobahn ist, auf der keiner fährt, außer man selbst.

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Die ganze Szenerie änderte sich, als wir den Purros Canyon erreichten. Auf einmal gab es eine enge Schlucht voller Wasser, mit jeder Menge knackig frischer Vegetation, und einem schönen Track durch eben diese. Immer wieder sind wir durch mehr oder weniger tiefes Wasser gefahren und hatten unseren Spaß, bis vor uns zwei Ellies auftauchten.

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Das war ausgerechnet an einer relativ engen Stelle, die links und rechts sehr hoch bewachsen war. Also hieß es warten. Wir schauten den beiden aus sicherer Entfernung zu, wie sie da so vor uns trotteten, als es auf einmal rechts von uns im Gebüsch mächtig anfing zu knacken und Geräusche zu machen. Der Navigator meinte, das da was kommen würde, ich habe schon mal den Rückwärtsgang eingelegt und just in dem Moment kam direkt neben uns ein Elefantenbulle aus dem Gestrüpp auf uns zu gerannt. Ich nach hinten abgehauen und mich darüber geärgert im Low Gear zu sein, weil man in diesem viel langsamer rückwärts fahren kann, als im High Gear. Ich also zurück und der Bulle trompetend vor uns. Nach ein paar Sekunden war das ganze Spektakel dann auch schon wieder vorbei und der Elli drehte ab und folgte seinen Buddies. Unser Puls war mal wieder hoch und wir hatten das Highlight unseres Tages. Wir warteten noch eine ganze Weile und folgten den Ellies Stück für Stück, bis sie sich endlich vom Track entfernten und wir in einem kleinen Bogen an ihnen vorbei fahren konnten.

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Auf der weiteren Fahrt durch den Canyon haben wir dann glücklicherweise keine weiteren Elefanten mehr gesehen. Sind einfach nur voller Freude durch Wasser gefahren und haben es spritzen lassen.

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Am Ende der Schlucht war die grüne Herrlichkeit vorbei und es gab wieder Sand. Jede Menge Sand und wie immer, wenn man in der Nähe von Siedlungen ist, sieben Millionen Tracks die alle kreuz und quer führen. Das macht die Orientierung nicht leichter. Nach ein paar extra Schleifen und ein bißchen Sand, sind wir auf der Purros Campsite angekommen, die ein paar super schön gelegene Plätze hat, in der man sein Nachtlager aufschlagen kann. Das haben wir dann auch getan.

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Die Purros Campsite, wie auch viele andere Campsites in Namibia, sind Community geführt. Dabei geht es darum, dass die lokale Community am Tourismus partizipiert. Die Purros Campsite ist hier ein positives Beispiel, super simpel, aber trotzdem schön gelegen, mit allen möglichen Facilities und Privatsphäre. Abends haben wir uns den Donkey für die Dusche befeuern lassen, so dass es dann noch eine warme Dusche für uns gab.

Irgendwie war schon früh am nächsten Morgen zu erahnen, dass es sehr, sehr warm werden würde. Als wir so gegen acht Uhr unseren Latte Macchiato genossen, brannte die Sonne schon volle Lotte auf unseren Pelz.

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Lange Rede, kurzer Sinn, alles zusammengepackt und auf den Weg gemacht. In Purros, was nicht mehr und nicht weniger als ein paar verstreute Hütten in der Pampa sind, haben wir noch an einer Hütte halt gemacht, um mal wieder ein Polaroid zu verschenken. Leider wollte der kleine Junge sich nicht ablichten lassen. Also hat die Mama ein Portrait erhalten. Auch hier war es wieder super, die Freude zu sehen, als das Bild so langsam erschien.

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An dieser Stelle muss ich kurz mal durch die subjektive Brille des Touristen meinen Respekt für die Menschen ausdrücken, die in dieser doch recht harschen Umgebung ihr Leben bestreiten. Ich will hier gar nicht über Sinn und Unsinn nachdenken, weder über Gerechtigkeit, Glück oder was auch immer. Da gibt es meiner Meinung nach so oder so keine passende Antwort zu. Es geht nur darum, dass es schon ganz schon tough ist, hier sein Leben zu bestreiten. Was bin ich im Gegensatz dazu doch für ein verweichlichtes, warmduschendes Weichei.

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Von Purros aus ging es durch den Sawurogab über den Fearless Pass, der seinen Namen zu Unrecht trägt, hinunter in die Giribes Plains, vorbei an vielen, vielen Fairy Tale Circles. Fairy Tale Circles sind Kreise im Feld. Viele davon. Man findet sie vor allem im Kaokoland, im Norden von Namibia und das sehr zahlreich. Wie sie entstanden sind, woher sie kommen, ob durch Pflanzen, die dort wuchsen, die den Boden im Anschluss haben unfruchtbar werden lassen, durch Termiten, die dort okkulte Feste gefeiert haben, man weiß es nicht. Ich denke letzteres wird es gewesen sein.

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Mitten in den Giribes Plains, inzwischen wieder bei 40 Grad, stehen die Leopard Rocks. Zwei kleine Hügel, die eigentlich ein guter Fleck für wildes Campen sind, wenn es nicht so sehr blasen würde und mit dem Wind nicht so viel Sand kommen würde. Trotzdem sind wir hochgeklettert und oben gab es einen wesentlich frischeren Wind, als unten. Auch wenn die Dinger nicht so hoch sind, war es eine super Abkühlung.

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Leider ist der Marsch zurück zum Auto ungefähr so, als ob man einem Hochofen zu nahe kommt. Also schnell wieder Fahrtwind produzieren. Bei den genannten 40 Grad ging es dann weiter durch die Giribes Plains, den Ganamub hinunter zurück zum Hoanib. Allem, was wir auf dem Weg begegnet sind, war auf der Suche nach Schatten. Selbst die Kühe hielten es in der Hitze kaum mehr aus.

Übrigens, die Straße von Sesfontein nach Purros, die wir nur ein kurzes Stück gefahren sind, heißt “Please”. Please let it be over. Corrugation vom Schlimmsten.

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Zurück am Hoanib sind wir erst mal zu einen Aussichtspunkt hochgefahren und haben von oben auf den Hoanib heruntergeschaut, zumindest auf einen kleinen Teil davon. Einfach eine tolle Landschaft, urig, gewaltig. Wir wollten noch eine Nacht am Hoanib verbrigen und steuerten die Elephant Song Campsite an. Auf dem Weg gab es dann noch ein bisschen gescheites Off-road Driving wobei ich an einer Stelle mit der Stoßstange hinten aufgesetzt bin. Der Drop war zu hoch und der Wagen ist zu stark eingefedert. Merke, beim nächsten mal die Stelle diagonal anfahren. Danach gab es noch ein paar Wasserdurchquerungen und ein bisschen Matsch. War wieder aufregend und hat verdammt viel Spaß gemacht.

Als wir dann an der Elephant Song Campsite ankamen, war die Enttäuschung recht groß. Ersten war die Campsite nur noch ein kümmerliches Abbild ihrer selbst, nichts ging mehr, alle existierenden Facilities waren außer Betrieb, das was an wind- uns schattenspendenden Konstruktionen existierte, war im Zustand des Zerfalls und dann kam dazu noch der Wind und der Sand, der wieder volles Rohr geblasen hat. Zuviel Sand. Von daher haben wir uns kurzerhand entschlossen den Hoanib hinter uns zu lassen und weiter zu fahren.

Sand, Sand, Sand, noch mehr Sand und irgendwie hatten wir genug davon. Der Navigator konnte den Sand nicht mehr riechen und ich hatte inzwischen meine Stimme verloren. Habe wohl ein wenig zu viel Sand geschluckt. Ich hörte mich an wie ein Clown.

Kurz vor Sesfontein, dort wo der Hoanib beginnt, ist ein weiteres riesiges Sandfeld, durch das wir mussten und es gab noch mehr Sand. In Sesfontein waren wir auf der Suche nach einer Campsite, haben aber nichts Adäquates gefunden, außer ein paar Kids die sich bei der Hitze im Wasser abgekühlt haben. Denen wurden gleich wieder Polaroids aufgezwungen.

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So haben wir auch Sesfontein hinter uns gelassen und sind nach Khowarib gefahren, um zumindest für einen Moment ein wenig durchatmen zu können.

Als wir bei der Campsite ankamen, meinte der Junge, der uns zu unserem Platz führte, dass er sehen könnte, dass meine Stimme kaputt sei. Das hat er mehrmals gesagt. Hörte ich mich also nicht nur wie ein Clown an, sondern sah am Ende wie einer aus? Harte Zeiten.

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Hatte ich schon erwähnt, dass es heiß war? Um 18 Uhr, also nur ein bisschen mehr als eine Stunde vor Sonnenuntergang, waren noch immer 35 Grad. Um 21 Uhr, waren es immer noch 29 Grad. Irgendwann nach vielen Stunden des Schwitzens und Wälzens,, so gegen 3 Uhr, war es endlich kühl genug, um richtig schlafen zu können. Was eine Erlösung.

Und bitte nicht nachfragen warum wir trotz der Hitze Feuer gemacht haben. Vielleicht einfach weil wir es konnten und es so viel Spaß macht.

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Da wir einen Tag früher als geplant in der Khowarib Schlucht angekommen sind, gab es einen Tag Pause. Dieser fing schon mal sehr gut an – und zwar mit Wolken. Wunderschöne kleine Wolken, die der Sonne ein wenig Einhalt geboten haben. Die Wolken blieben zwar nur am Vormittag, aber das hat geholfen, dass es im Schatten den ganzen Tag über super angenehm war. Wir haben den Tag genutzt und erstmal Humphrey von Sand befreit, von innen versteht sich. Das wird zwar spätestens am Tag darauf, wenn es durch die Khowarib Schlucht geht, wieder hinfällig sein, aber zum einen ist das entspannend, zum anderen kann man sich schonmal eine Vorstellung davon machen, was das ein Spaß wird, den Wagen gründlich zu reinigen. Sand reist nämlich auch sehr gerne und am besten überall hin. So wie zum Beispiel in das hintere Türschloss, bzw. in die Verriegelung. Diese haben wir mit dem Kompressor ausgeblasen, ordentlich mit WD40 eingesprüht und wieder gefügig gemacht. 50 mal auf und zu gemacht und jetzt fühlt es sich wieder wie neu an.

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Den Rest des Tages verbrachten wir am Pool, mit bloggen, lesen, Bilder bearbeiten und entspannen. Nichts machen, Nichts in unserer Definition, ist auch in Ordnung. Ich glaube wie sind im Urlaub angekommen.

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