Palmwag

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Nach 114km auf der Schotterstraße und ca. 2 Tonnen Staub in Humphrey und uns, sind wir in Palmwag angekommen. Palmwag, ein Naturschutzgebiet, welches gleich hinter dem “Veterinary Fence” beginnt, zu dem und was man an diesem Fence erleben kann ein andermal mehr.

Palmwag ist  vor allem für die frei lebenden Nashörner bekannt ist. Neben diesen gibt es aber auch noch alles mögliche andere Getier wie Elefanten, Giraffen, Löwen, Gemsbock, Zebra und vieles mehr. Alles frei lebend. Kein Zaun, kein Nichts. Wirklich wilde Natur.

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Palmwag ist auch dafür bekannt, eine Tankstelle zu haben, eine mit richtigen Zapfsäulen. Im Kaokoveld, also weiter nördlich von Palmwag werden Zapfsäulen rar. Also haben wir diesen Umstand genutzt und Humphrey wieder einen eingeschenkt. Es gibt in Namibia übrigens zwei Dieselsorten, alter Dieser und neuer Diesel. Der neue Diesel hat weniger Sulphur und kostet weniger als einen Pfennig mehr als der alte Diesel. Die Walentin’s tanken nur den neuen Diesel. Neu ist immer besser. Warum es überhaupt noch den alten Diesel gibt ist uns nicht ganz klar, aber wir müssen nicht alles verstehen, irgendeinen Grund wird es schon haben.

An der Tankstelle habe ich dann noch dem Sohn des Tankwarts eine Freude gemacht. Ein Polaroid von ihm gemacht und ihm dann, dass noch blanke Papier, in die Hand gedrückt. Es ist so cool das Staunen zu sehen, wenn das Bild langsam erscheint und viel cooler ist es zu sehen, wie viel Freude es bereitet. Besser als alle anderen Mitbringsel, die man fremden Menschen schenken kann.

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Das letzte mal als wir in Palmwag unterwegs waren, hat es mehr oder minder drei Tage lang geregnet. Wie sich jeder denken kann, ist das alles andere als das perfekte Campingwetter. Dieses mal sollte Regen jedoch nicht unser Thema sein. Bei 40 Grad wünscht man sich Regen. Zumindest so ein bisschen. Wie wir inzwischen festgestellt haben, ist bei diesen Temperaturen, das Beste mit Humphrey durch die Gegend zu tuckern. Ein bisschen Fahrtwind und die ein oder andere Brise machen das ganze Spektakel auch bei 40 Grad gut ertragbar. Apropos Spektakel, das hielt sich auch in Grenzen. Die Tiere hatten sich alle in die Täler bzw. an die Quellen, die meist in Tälern sind, zurückgezogen und waren nicht gesehen.

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Da wir aber in erster Linie wegen diesem Gefühl unterwegs sind, das wir haben, wenn wir hier unterwegs sind, sind Tierbeobachtungen nur zweitrangig. Palmwag ist selbst in der Trockenzeit noch abwechslungsreich. Der rote Stein überwiegt, aber immer wieder gibt es grüne Oasen, trockene Flussbetten, an deren Verlauf sich zäh die Vegetation hält und sich diesen Teils unwirtlichen Bedingungen angepasst hat.

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Nachdem wir den ersten Teil des Palmwag Loop gefahren sind, sind wir auf den Westlichen Trail abgebogen, auch bekannt als der Crowthers Trail. Dieser ist ein 160km langer Trail durch das Nichts, der am Hoanib endet, welcher auch die Grenze des Palmwag Naturschutzgebiets ist, und ebenso unser nächstes Ziel.

Ich kann nur sehr schwer in Worte fassen, wie das ist, durch das Nichts zu fahren, fernab von jeglicher Zivilisation, fernab von anderen Menschen, aber dafür ganz nah an und in der Natur. Natürlich ist es keine existenzielle Bedrohung mehr, schon gar nicht mit dem, was Humphrey an Bord hat, aber man bekommt ein Gefühl von der Weite, dem Alleinsein, dieser Unwirtlichkeit. Das hat schon etwas Besonderes, das man selber einmal erfahren haben muss, um es zu verstehen.

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Unser erstes Lager in Palmwag haben wir an der Xai Ais Campsite aufgeschlagen. Wildes Campen ist im Naturschutzgebiet nicht gern gesehen und von daher hält man sich im Sinne des Naturschutz daran. Die Campsites in Palmwag zeichnen sich aber auch nur dadurch aus, dass man die Überreste von ein paar Feuern anderer Camper sieht, das war es. Mehr gibt es nicht. Keine Facilities, kein gar nix. Also fühlt es sich im Grunde wie wildes Campen an.

Seitdem wir in das Naturschutzgebiet gefahren sind, haben wir keine Menschenseele mehr gesehen und so waren wir auch in dieser Einöde komplett allein. Das änderte sich nur kurzweilig, als drei Fahrzeuge vom Norden kommend, abends an der Campsite vorbei fuhren.

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Als wir unser Lager aufgeschlagen haben, was in dem Falle bedeutet die Feuerstelle zu richten, Humphrey’s Dach aufzustellen und alles für das Lager zu verstauen, stellten wir fest, dass wir nicht alleine waren. Ein Schakal, bzw. das Ehepaar Schakal leistete uns Gesellschaft. Wobei Herr Schakal mehr Interesse an uns hatte, bzw. neugieriger war oder ganz einfach ausgedrückt, ein paar Idioten vor uns irgendwelche essbaren Reste zurückgelassen hatten oder vielleicht noch schlimmer, den Tieren etwas zu fressen gegeben haben. Auf uns machte es schon den Eindruck, als ob der gute Herr Schakal genau darauf gewartet hat. Wie ich erkannt habe, dass es sich um Herr Schakal und nicht um Frau Schakal handelt? Habe ich nicht, aber in meiner Story hat der Kerl die schlechten Manieren.

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Bevor es jedoch etwas zu Essen gab, gab es erst mal eine Dusche im Freien. Es gibt kaum etwas, mit dem Humphrey nicht aufwarten kann. So war es gegeben, dass Herr Schakal mir beim Duschen zuschaute.

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Zum krönenden Abschluss des Tages gab es Pellkartoffeln, die wir im Feuer haben garen lassen und einen leckeren Quark, der mehr Joark denn Quark war, weil wir nur Joghurt dabei hatten. War trotzdem lecker. Herr Schakal hat natürlich kein Stück abbekommen, worüber er sich dann mitten in der Nacht neben unserem Auto stehend lautstark beschwert hat. Außerdem hat er zur Strafe noch unter unser Auto gepinkelt. Als wir das am nächsten Morgen feststellen mussten, mussten wir eingestehen, dass er es uns richtig gezeigt hat. Mit Herrn Schakal sollte man sich besser nicht anlegen.

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Am nächsten Tag sind wir dann sehr zeitig, ohne Frühstück und vor allem ohne den obligatorischen Latte Macchiato, aufgebrochen. Wir wurden dafür voll und ganz belohnt und haben ziemlich bald nachdem wir gestartet waren, aus der Ferne ein Nashorn gesichtet. Zu unserem Glück war das Nashorn mehr oder weniger genau entlang der Strecke, denn von den gegebenen Wegen im Naturschutzgebiet abzufahren, ist ebenso nicht im Sinne des Naturschutz.

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Wir haben uns also peu a peu immer näher auf das Nashorn zubewegt und ich kann gar nicht laut genug sagen, wie verdammt aufregend das war. Wir reden hier immerhin von ein paar Tonnen Lebendmasse mit einem recht markanten Horn an der Spitze. Wenn das schlechte Laune bekommt und meint sich mit uns messen zu wollen, sollte man lieber wissen was zu tun ist. Wir haben natürlich ein bißchen Erfahrung mit Tierbeobachtungen, aber es ist etwas komplett anderes, wenn man alleine im Fahrzeug ist und im Grunde von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Also haben wir einfach einen hohen Puls gehabt und ich habe immer im Auge behalten, in welche Richtung ich abhaue, falls das Nashorn meint, schlechte Laune zu bekommen.

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Irgendwann hat sich das Nashorn dann von der Straße entfernt und wir sind weiter gefahren. War super aufregend und wir hatten damit schon das Highlight des Tages hinter uns gebracht. Zeit für einen Latte Macchiato.

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Den Rest des Tages ging es wieder durch weite, weite, Weiten. Durch das große Nichts. Irgendwann ist mir dann aufgefallen, dass ich ein Idiot bin. Ich habe mich darüber geärgert, dass auf dem Campingplatz andere Camper ihren Müll nicht wieder mitnehmen, ihr Klopapier nicht verbrennen und einfach Spuren hinterlassen. Idioten eben. Und was mache ich? Ich verliere die GoPro Kamera, die ich an das Fahrzeug gepappt habe. Mitten in der Natur. Ich Idiot. Wir haben noch kurz überlegt, ob wir zurückfahren sollen, jedoch kann das gute Teil an einer Stelle liegen, an der wir zwanzig mal vorbeifahren und sie nicht sehen werden. Was hat eine GoPro für eine Halbwertzeit? Ich denke mal ein paar hundert Jahre können das schon werden. Nichts im Vergleich zu Klopapier. Also ärgere ich mich lieber über mich selber, weil ich mich in den Kreis der Vollidioten einsortieren darf und hoffe, dass der Finder sich über den Fund freut und zu Recht feststellen wird, dass es wohl ein Vollidiot gewesen sein muss, der das Teil verloren hat.

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Eigentlich wollten wir noch eine weitere Nacht in Palmwag verbringen, aber das letzte Stück war nicht wirklich einladend. Wir sind durch Schluchten voller hellem Kies und Geröll geheizt, nur eine Giraffenfamilie hat kurzzeitig unser Interesse geweckt, und ehe wir uns versehen haben, waren wir am Hoanib Fluss angekommen.

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Genau genommen am Mudorib Wasserloch. Zu sehen bekommen haben wir eine Horde Hobbyfotografen und eine kleine Elli-Familie. Der junge Bulle fand es alles andere als prickelnd, dass da etliche Leute aus dem Auto geklettert waren und höchstwahrscheinlich die Auslöser ihrer Kameras haben glühen lassen. Meiner Meinung nach nicht in Ordnung, nicht in der Nähe eines Wasserlochs. nicht im Sinne des Naturschutzes. Wenn der Bulle dann schon zu verstehen gibt, dass es nicht okay ist, dann könnte man vielleicht auch mal seinen Verstand einschalten und ohne den einen Shot wieder nach Hause fahren. Doch warum erwähne ich das hier überhaupt, als jemand der eine GoPro in der Pampa verliert?

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Kurz darauf kam noch ein weiteres Auto. Ganz schön voll hier. Als wir dann ein paar Meter flussabwärts entlang des Hoanib fuhren, haben wir noch ein BBC EARTH Team getroffen, die, wie wir später erfuhren, 19 Tage vor Ort sind, um 5 Minuten Footage zu produzieren. Was ein Luxus, aber dazu später mehr. Jetzt waren wir erst mal am Hoanib und waren kurz davor unseren Freund Clement wieder zu treffen.

Also bis ziemlich bald.

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2 Gedanken zu “Palmwag

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