A New Beginning

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Auf ein Ende folgt immer ein Anfang, aber nicht unmittelbar, jedenfalls nicht immer. Manchmal ist zwischen diesen beiden Fixpunkten ein Übergang und genau in dem befinden wir uns gerade. Wir sind in Transit.

Hinter uns liegen viele Stunden der Recherche, des Googeln, Lernen, Organisieren, Planen, Packen, Verschiffen, Trainieren, Entscheiden, Kaufen, Verwerfen, Sorgen, Träumen und vor allem der Vorfreude.

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Um das Abenteuer zu realisieren, mit Humphrey durch das südliche Afrika zu fahren, musste eine Bedingung auf alle Fälle erfüllt sein. Humphrey muss vor Ort sein. Wir haben uns also in einschlägigen Foren schlau gemacht, und ja, es gibt für alles Foren, wir sind während unserer Recherche auch auf ein Taschenlampenforum gestoßen. Es gibt nicht all zu viele Spediteure, die das anbieten, am Ende gab es drei, die immer wieder genannt wurden. Mit denen haben wir uns in Verbindung gesetzt. Der erste hat auf keine meiner Mails reagiert, dem zweiten musste ich alles aus der Nase ziehen und eigentlich war er an Unhöflichkeit kaum zu überbieten, als ich dann um einen Rückruf bat, kam die knappe Antwort: “Rufen Sie doch an!”. Nun gut, glücklicherweise gab es eine bessere Alternative. Ich glaube ich habe vor allem Ebert Senior mit viel zu vielen Fragen gelöchert, aber wenn man noch nie sein eigenes Auto verschifft hat, hat man ja vielleicht ein paar Fragen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass der ganze Vorgang ziemlich simpel ist. Carnet beantragen, mit Spedition Ebert einen Termin zur Verschiffung vereinbaren, Rechnung zahlen, nach Hamburg fahren, die Ebert’s persönlich kennenlernen, Humphrey in den Container fahren und Ebert Junior zusehen, wie er Humphrey verzurrt. Klappe zu, Affe tot.

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Die Ebert’s verschiffen jedes Jahr hundert Wagen in die ganze Welt, den Großteil nach Namibia und sind – wie man sich daher denken kann – echte Profis und auf die Hamburgische Art total freundlich. Randnotiz: In Hamburg soll ja immer ach so tolles Wetter sein. Ich war in den letzten zwei Jahren vier mal in Hamburg und es hat immer geschüttet. Da viermal in zwei Jahren ohne Zweifel ein belastbarer Wert ist, sollte man Gerüchten von schönem Wetter in Hamburg keinen Glauben schenken.

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Nachdem wir Humphrey dann im Container zurückgelassen haben, habe ich mir natürlich die nötige App besorgt, mit der man Schiffe tracken kann. In Echtzeit versteht sich. Humphrey sollte mit der Golden Karoo verschifft werden und als ich dann die Benachrichtigung der App bekam, dass die Golden Karoo in Hamburg eingetroffen ist, sah ich das Schiff auf der Karte mehr oder weniger gegenüber der neuen Elbphilharmonie liegen. Ha, und da dachte ich mir, da gibt es doch bestimmt eine Webcam. Dem war auch so. Wir haben dann sozusagen “live” miterleben können, wie Humphrey verladen wurde. Also nicht wirklich live, aber hört sich doch viel spannender an, oder?

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Als wir dann ein paar Tage später beim Abendessen zusammen saßen, haben wir die Info bekommen, dass die Golden Karoo Hamburg verlassen hat. Na und was macht der gemeine Nerd? Er sucht nach Webcams an der Elbe. So haben wir, nichts Besseres im Sinn, Humphrey auf der Golden Karoo zugeschaut, wie sie dem Sonnenuntergang entgegen schipperten. Wenn etwas so kitschig ist, dann muss man sich keine Sorgen mehr machen.

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Bevor Humphrey verschifft wurde, war es natürlich unabdingbar, Humphrey ein wenig besser kennenzulernen. Das haben wir bei Peter Baus getan, der im Vogelsberg seine Werkstatt hat und in der Land Rover Gemeinde eine Größe ist. Neben Umbauarbeiten am Defender und allerlei anderem, bietet er unter anderem Schrauberworkshops an. So haben wir einen Samstag in Peter’s Werkstatt verbracht und gelernt wie man die Reifen von der Felge bekommt und wie man mit Bremsenreiniger und einem Feuerzeug den Reifen mit einem Knall wieder auf die Felge bekommt. Wir haben alle Reifen abgeschraubt, Bremsbeläge bei Bedarf ausgetauscht, Achswellen geprüft und alles schön geschmiert und geölt. Verteilergetriebeöl, Vorder- und Hinterachsenöl aufgefüllt, Spurstange auf Spiel geprüft, gelernt wie man den Dieselfilter wechselt, den Antriebsriemen und vieles, vieles mehr. Am Ende gab es dann eine lange Liste von Dingen, die wir als Ersatzteile unbedingt dabei haben sollten, nicht damit wir zwangsläufig die Reparatur durchführen, aber um zu verhindern, dass wir evtl. auf ein Ersatzteil warten müssen. Hört sich jetzt nach viel an, passt aber alles locker in eine kleine Tasche. Wir haben keinen Ersatzmotor dabei. Auch war unser Werkzeug noch nicht vollständig, also auch noch ein wenig Werkzeug shoppen. Glücklicherweise war Peter hier mehr als eine gute Hilfe, so dass uns dies auch nicht vor irgendwelche Probleme stellte.

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Eine Sache ist hier noch anzumerken. Peter ist besessen. Und das ist gut so. Seitdem wir Humphrey haben, knarzte er beim Fahren ein wenig und da Humphrey ganz schön gepimpt ist, dachten wir immer, dass es am Gewicht liegt. Selbst als wir Humphrey bei Land Rover in der Werkstatt hatten, hat man das Geräusch gehört und hat probiert, dem Ursprung auf die Schliche zu kommen. Vergebens. Peter hatte beim Probefahren dieses Geräusch keine Ruhe mehr gelassen. “Das ist nicht normal und das darf nicht sein.” Wir haben also gehorcht, geschaut, geschraubt, gedrückt, wieder gefahren, gehorcht und geschaut. Am Ende haben wir eine lose Schraube entdeckt, die zwei Karosserieteile zusammenhält. Eigentlich simpel, aber man muss es halt finden. Da hilft es, auf jemanden zu treffen, dem nicht egal ist, was mit dem Wagen ist, der den Wagen versteht und versteht wie wichtig die Zuverlässigkeit des Fahrzeugs ist. Dank Peter fühlen wir uns halbwegs gut vorbereitet, uns auch im Falle einer kleineren Panne oder eines kleineren Defekts selbst helfen zu können. Natürlich in der Hoffnung, dass wir dieses Wissen nicht benötigen.

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Auch wenn wir schon zuvor in Namibia selber gefahren sind, so sind wir noch nie alleine Off-road, abseits der üblichen Wege gefahren. Von daher dachten wir uns, dass es nicht schaden kann, noch ein Fahrtraining zu absolvieren. Wie gut, dass Land Rover so etwas anbietet und wie gut, dass eine Kollegin vom Navigator mit ebensolch einem Fahrtrainer liiert ist. Wir hatten also einen sehr lehrreichen und spaßigen Tag im Gelände, der uns noch mal mehr Sicherheit gegeben hat. Am Ende gab es dann eine Urkunde, auf der ganz offiziell steht, das wir jetzt bereit sind, „Die Welt zu erobern“. Na, wenn die das sagen, dann kann ja nix mehr schiefgehen.

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Bei der Planung der Route haben wir uns natürlich den einen oder anderen Bericht durchgelesen und man mag es kaum glauben, aber es gibt doch jede Menge Leute, die so bekloppt sind, ihr eigenes Bündel Blech ans andere Ende der Welt zu schippern, um damit dann noch so etwas wie ein Abenteuer zu erleben. Wir sind also nicht alleine. Gut zu wissen.

Auch wenn wir durch das nötige Kartenmaterial von Tracks4Africa, als auch durch die Navigations-App eigentlich gut ausgestattet waren, habe ich es mir trotzdem nicht nehmen lassen, unsere ganze Route in Google Earth zu zeichnen und alle relevanten Wegpunkte anzulegen. Das hat alles einen Moment gedauert, aber es ist ein beruhigendes Gefühl, wenn man auf Satelittenbildern sehen kann, dass man weiß Gott nicht der Erste ist, der diesen Weg fahren will, demnach der Weg auch ersichtlich ist. Das ganze habe ich dann exportiert, in eine App namens GaiaGPS geladen und dazu die nötigen Satellitenbilder geladen, so das wir, auch wenn wir in der Pampa und weit entfernt sind von etwas, das man Netzempfang nennt, Satellitenbilder zur Orientierung haben.

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Ich könnte jetzt noch erzählen, wie die eine Land Rover Werkstatt nicht in der Lage war, die Anweisungen für ein Ölwannenaustauschprogramm richtig zu lesen und mir mitteilte, dass Humphrey nicht in dieses Programm fällt, die andere Werkstatt aber genau der gegenteiligen Meinung war und ich mich dieser anschloss, nachdem ich die Anweisungen gelesen habe. Ich könnte über all das schreiben, was wir schon in Humphrey gepackt haben, von der Versorgung, der Verpflegung, dem erste Hilfepack, und so weiter und so fort.

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Alles in allem sollten wir eigentlich gut vorbereitet sein. Von daher sollte der Transit bitte jetzt mal ganz schnell aufhören, das Gewackel im Flieger geht mir schon jetzt auf die Nerven. Dabei frage ich mich gerade, warum der Pilot davon geredet hat, dass der Flug abgesehen vom Start ruhig sein wird. Frechheit. Doch auch egal, denn in ca. 13 Stunden werden wir Humphrey in Walvis Bay in Empfang nehmen und dann sind wir mit Sicherheit wieder am Anfang, am Anfang eines neuen Abenteuers.

4 Gedanken zu “A New Beginning

  1. Hey!

    Pete, das mit Dir und der Hafenstadt kriegen wir schon noch hin. Spätestens wenn Ihr den Humphrey hier gesund wieder ausschifft (auch wenns dann wie immer schifft)

    Mind the wadis.

    Gruss aus Hamburg. Andy T.

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