Back Home & Time for a Recap

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Als Humphrey vor zwei Wochen bei Land Rover in Frankfurt angeliefert wurde, habe ich mich regelrecht gefreut ihn wieder zu sehen. Schöner Schwachsinn, wir wissen, wir reden hier über ein Auto, aber eben schön. Von daher in Ordnung. Um den Wahnsinn zu unterstreichen bekommt Humphrey als Wiedergutmachung dafür, dass wir ihn so lange alleine lassen mussten und er keinen psychologischen Knicks davon trägt, ein paar neue Dämpfer. So als Überraschung. Negatives durch Positives überschreiben. Oder viel emotionsloser ausgedrückt – weil es ja noch immer ein Auto ist – er brauchte neue und vor der nächsten Tour war das sowieso geplant. Schön sind sie trotzdem.

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Nach zwei weiteren Wochen vor und in der Werkstatt, auf den Tag genau vier Wochen nachdem Humphrey einen Kollaps erlitt, haben wir ihn heute endlich wieder zu Hause willkommen geheißen. Frisch inspiziert, geölt, gedämpft und natürlich mit einer neuen Getriebewellenverlängerung. Das ist das Ding, dass Humphrey den Kollaps beschert hat.

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Nicht ganz unwesentlich „ausgefranst“. Der Mechaniker meinte zu mir, das Ersatzteil sei eine verbesserte Version und sollte für die nächsten 200.000 km halten. Wir glauben das einfach mal.

Da Humphrey nun endlich wieder, nach all der Aufregung, zuhause ist, nutze ich den Zeitpunkt, Humphreys Abenteuer in Norwegen abzuschließen. All denjenigen unter euch, die darüber nachdenken auch mal nach Norwegen zu fahren, will ich erzählen, ob sich die Reise lohnt und vor allem, ob wir mit Humphrey noch mal nach Norwegen reisen würden. (Wer nich weiterlesen möchte, sondern nur Bilder gucken mag, wir fahren da mit Sicherheit wieder hin.)

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Wir hatten in Norwegen eine großartige Zeit. Das Land ist einladend, entspannt und super einfach zu bereisen. Ich hatte nicht gewusst, nicht darüber nachgedacht und war daher ein wenig überrascht, dass Norwegen so alpin ist. Der Kontrast zwischen Küste und Gebirge, mit all den Auf und Ab’s dazwischen, ist so vielseitig und abwechslungsreich, dass auch wenn die Landschaft sich hier und da ähnelt bzw. wiederholt, es einfach nicht langweilig wird. Hinzukommt die tolle Luft – Meer, Berge – und das atembraubende Licht. Unabhängig davon, dass es durch den Midsommer sehr viel davon gab, es ist einfach klar und satt.

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Und hatte ich schon erwähnt, dass Norwegen groß oder abhängig davon, von wo aus man es betrachtet, lang ist? Verdammt lang. Ewig lang. Wir haben es gerade mal geschafft, ein Viertel der Küste des Landes zu befahren und wir sind viel und lange gefahren. Sollte man wirklich einmal die wahnwitzige Idee haben, von Kristiandsand, ganz im Süden, bis zum Nordkap – richtig – ganz im Norden, zu fahren und dabei bitte berücksichtigen, dass man evtl. auch wieder zurückfahren muss, braucht man schon einige Wochen. Wenn man auch etwas anderes machen möchte, als den ganzen Tag am Steuer hängen, vielleicht auch ein wenig mehr Zeit. Hätte ich Lust darauf? Klar. An Tunnel gewöhnt man sich, Fähren entspannen und wenn man diesen Hunger nach Natur hat, kann man sich hier sattessen.

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Sicher wird nich jedes Jahr so viel Schnee fallen und daher werden nicht so viele Wasserfälle bzw. nicht so mächtige zu sehen sein, wie dieses Jahr, aber Wasserfälle wird es mit Sicherheit in Norwegen immer geben und zwar jede Menge. Wir müssen gestehen, dass wir was Wasserfälle betrifft, schon ein wenig verdorben waren. Wir haben schon den einen oder anderen gesehen, auch den einen oder anderen größeren, den dann im Grunde keiner mehr sieht, weil so viel Wasser in der Luft fliegt. Von daher haben wir bei unseren letzten Touren, wenn der Reiseführer sagte, Wasserfall, das Gaspedal noch ein Stück tiefer durchgedrückt. In Norwegen war das anders. Die Wasserfälle sind groß, riesig, schön und mächtig. Einfach sehenswert. Ich könnte jetzt romantisieren und sagen, keiner sei wie der andere, aber das ist natürlich Unsinn. Ist aber auch egal, weil die Dinger einfach majestätisch sind und jeder für sich einen Stop wert.

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Letzteres Bild ist zusammengestellt aus neun Bildern. Das hilft vielleicht bei der Vorstellung wie nah wir am Wasserfall waren, bzw. wie groß er ist. Majestätisch.

All das Wasser hat in Norwegen noch eine andere Eigenschaft. Es ist kalt. Verdammt kalt. Wir hatten natürlich vorsorglich unsere Badehosen eingepackt, nur leider hat nur einer von uns seinen Mann gestanden. Es war so schön schmerzhaft, bzw. die Zeit während des Herzstillstands, die blieb, um wieder aus dem Wasser zu kommen war kurz, aber ich wollte mir nicht nachsagen lassen, dass es unnütz war die Badehose eingepackt zu haben. Na gut, die Kneipkur nach dem Wandern hat der Navigator auch mitgemacht.

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Was es auch in Norwegen gibt, nicht ganz so zahlreich wie Wasser, aber doch nicht zu übersehen, sind Touristen. Nicht wir, die anderen. Wenn sie einzeln kommen, sind sie in Wohnmobilen unterwegs, auf dem Motorrad oder die ganz langweiligen einfach in einem Auto. Nein, nein, nicht wir. Interessant wird es wenn sie in Gruppen auftauchen und mit Bussen kommen. Stampede! Nichts anderes ist es, als eine Herde, die einen Fleck einnimmt und nach zehn Minuten wieder verschwunden ist. Wie ein schlechter Scherz der Zeit, der für einen Augenblick Chaos erzeugt, um im Anschluss wieder Ruhe einkehren zu lassen und so zu tun, als ob doch nichts gewesen sei.

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Von diesen Supertankern mit noch viel größeren Herden habe ich bereits berichtet. Diese haben wir abgesehen von unserem unfreiwilligen Stop in Stavanger umgangen. Ich möchte mir aber nicht vorstellen, was an dem einen oder anderen Fleck passiert, wenn zwei Kreuzfahrtschiffe in einen Fjord einfahren und dann 4000 Menschen in Bussen auf eine Aussichtplattform gekarrt werden, um das Schiff auch mal von oben sehen zu können. Es muss der reinste Wahnsinn sein.

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Und wie war es mit Humphrey? Besser als erwartet. Wir haben richtig Spaß gehabt, im und um Humphrey zu leben und zu reisen. Er ist ein kleines Wunder. Er hat alles was man benötigt, alles ist unglaublich durchdacht und von daher so dermaßen praktisch. Der Stauraum ist immens. Alle Handgriffe sind nach kurzer Zeit zur Routine geworden. Das Lager aufschlagen, also Vorzelt aufbauen, Dach hoch und Bett machen, ist in wenigen Minuten erledigt. Wenn es mal schnell gehen muss und man sich das Vorzelt sparen möchte, ist die Sache unter fünf Minuten erledigt. Wir sind zwar ständig am Räumen gewesen, was wohl in unserer Natur liegt, aber das ist ein wenig so wie meditieren. Tut einfach gut und hilft ungemein beim nächsten Stop. Ebenso ist noch zu erwähnen, dass es extrem gemütlich und bequem war in Humphreys Bauch zu schlafen. Hätten wir auch nicht erwartet, die alten Knochen auf eine dünne, aufblasbare Matratze zu packen und damit glücklich zu sein.

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All dieses trug ungemein dazu bei Zeit zu haben, zu genießen und zwar den Ort und Augenblick in der Natur. Die Freiheit, die uns Humphrey gibt in der Natur zu schlafen und nicht von vier Wänden umgeben zu sein, ist einfach sehr „energetisch“. Ja, das Wort kann man hier nutzen, passt gut.

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Apropros Natur. Da wir recht zeitig im Jahr unterwegs waren und jede Menge Schnee gefallen war, sind wir von „in Norwegen gibt es Mücken ohne Ende“ mehr oder weniger komplett verschont worden. Der Navigator hat einen Mückenstich abbekommen – den bekommt er aber auch wenn es keine Mücken gibt – der Fahrer keinen. Zwei Wochen Norwegen im Sommer und einen Mückenstich auf zwei Personen. Geht eigentlich nicht besser. Wird aber wohl die Ausnahme sein, wenn man dem Hörensagen glauben schenken mag.

Hatte ich schon erwähnt, dass die Natur einfach phantastisch ist? Nein? Gut, habe hier noch zwei Bilder von oben.

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Und ein BTS (behind the scene) Bild von obiger Aufnahme.

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Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was wir bei der nächsten Reise nach Norwegen anders machen würden und wer uns kennt, weiß, dass wir dafür schon eine Antwort parat haben.

Zu allererst, wir würden eine Angel mitnehmen. Dies bestimmt nicht, weil wir jetzt Angler geworden sind oder dem Angeln irgendetwas Spezielles abgewinnen können. Wir würden sie mitnehmen, schlicht und einfach, um uns das Essen zu fangen. Das ist in Norwegen üblich, gang und gäbe, selbstverständlich und es macht jeder. Nicht nur der gemeine Tourist, auch der gemeine Norweger.

Zweitens, wir würden eine Woche vorher anfangen für wärmere Temperaturen zu beten. Nicht dass wir wirklich gelittten hätten, aber im Sommer können wir auf einstellige Temperaturen in der Nacht gerne verzichten. Hilft dabei, das Draußensein gemütlicher zu gestalten. Wir nehmen dabei auch in Kauf mit mehr Mücken konfrontiert zu werden.

Drittens würden wir uns den südlichen Teil Norwegens schenken, da wir von den Dingen „die man unbedingt gesehen haben muss“ die meisten gesehen haben und uns alleine in der Natur wichtiger ist, als Haken in einer Liste zu machen. Von daher würden wir gleich mit der Fähre, über Nacht, vom Norden Dänemarks nach Bergen fahren. Das dauert zwar erheblich länger, aber das Schiff ist größer und solche Arien wie wir sie auf der Hinfahrt erlebt haben, sind die Seltenheit. Von Bergen aus würden wir nach Norden fahren, mit Sicherheit in den Jotunheimen Nationalpark, der diesesmal komplett im Schnee versunken war, die eine oder andere Wanderung machen und die eine oder andere Nacht verbringen, um dann weiter in den Norden, in die Lofoten zu fahren, möglichst weit weg von den Dingen, die in einem Reiseführer stehen. Einfach um noch ein Stück tiefer in die Natur vorzudringen, natürlich mit Humphrey, der will das ja auch alles sehen.

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Ob das so aufgeht, wie wir uns vorstellen, werden wir dann zu gegebener Zeit sehen und berichten.

Alles in allem kann man festhalten, dass unsere Generalprobe für weitere Touren erfolgreich war. Wir gehen natürlich bei dieser Aussage nicht davon aus, dass Humphrey in Kürze eine Nierenkolik oder dergleichen ereilt.

In diesem Sinne. Winke, winke Norwegen.

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Und was wäre eine gute Geschichte ohne ein Teaser auf das nächste Kapitel? Nichts. Von daher haben wir heute das Carnet für die Südafrikanische Zollunion beantragt. Humphrey muss sich noch einen Moment gedulden, wir leider auch, und dann starten wir mit ihm in das nächste Abenteuer. Bis dahin, und nicht vergessen:

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4 Gedanken zu “Back Home & Time for a Recap

  1. Hoi zusammen, freut mich das Ihr wieder vereint seid. Und danke für den netten Bericht. Wir machen uns gleich auf ein paar Pässe mit dem Rangie Richtung Engadin zu überwinden. Und daneben spiele ich mit dem Gedanken, mir einen sehr alten Vorfahren von Humphrey zuzulegen. Aber das muss erst noch geplant werden.
    Virle Grüsse nach FFM
    Kai

  2. Hi Fahrer und Navigator! Klasse Bilder und schöne Geschichten. Also, besonders diese eine Foto von ganz oben, Knaller. Wie heisst denn die Drohne?

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