An (un)wanted Break and then an End

deDeutschenEnglish

L1001983Ich könnte hier jetzt noch darüber schreiben warum der Navigator, wenn er Wandern geht, in die Ferne gucken möchte und der Fahrer auch kein Problem damit hat, um tausend Höhenmeter zu überwinden, durchgehend auf den Boden zu gucken. Oder anders ausgedrückt, warum das männliche Geschlecht sich immer etwas beweisen muss, weil es, ja um was geht es eigentlich? Ich denke es geht immer um Leben und Tod, von daher ist es total okay Ziele zu haben, ambitionierte, sinnlose, Hauptsache am Ende des Tages kann man sagen, ich war oben, ich habe es geschafft, einfach um sich gut zu fühlen. Checkmark.

Ich könnte auch noch über den darauffolgenden Lagerkoller schreiben, oder über Schafe, weil es davon mit Sicherheit in Norwegen mehr gibt als Einwohner. Oder darüber das kein Norweger der Steuer entkommen kann und Neuwagen richtig teuer sind.

Leider ist viel einschneidender, dass unser Trip nach Norwegen ein unvorhergesehenes Ende genommen hat. Nachdem wir eine windige Nacht auf einem Campingplatz verbracht haben, der seinen Betrieb eingestellt hat, weil die Fischfarm – davon gibt es auch jede Menge in Norwegen, den Platz übernehmen wird, sind wir nach dem obligatorischen Latte Macchiato und Frühstück aufgebrochen, um den Preikestolen zu besteigen. Das ist dieser Fels, der über den Fjord reicht, auf dem dann immer eine Person steht. Nach allem was wir in Erfahrung gebracht haben, ist dieser Fels immer überbevölkert. Tut aber alles nichts zu Sache, weil wir dort nie angekommen sind.

Nach ca. einer Viertelstunde, in der Humphrey sich schon ein wenig schwierig verhalten hat – beim Kupplung kommen lassen hatte er sehr abrupt die Kraft übertragen – konnte ich auf einmal die Kupplung nicht mehr kommen lassen. Es gab dabei ein sehr unangenehmes, metallisches Geräusch. Stillstand, das war es. Mir war sofort klar, dass die Reise damit zu Ende war, ohne zu wissen, wie schwerwiegend das Problem war.

Nach kurzer Hilflosigkeit haben wir ummittelbar den ADAC angerufen, der einen Abschleppdienst beauftragt hat uns abzuholen. Nach ein paar Minuten hielt ein freundlicher Norweger und hat uns von der Straße geschleppt. Hier hat sich die Seilwinde zum ersten mal als mehr als nützlich erwiesen. Er fragte uns noch, wie wir als Deutsche, ein englisches Auto fahren könnten, wo doch jeder weiß wie unzuverlässig diese seien.

L1002005

Dann hieß es warten. Warten!? Wie jeder weiß, ist Warten für uns ungefähr wie Pest und Cholera zusammen. Also gleich mal alles in Bewegung gesetzt, was in Bewegung zu setzen ist. Kontrolle abzugeben. Autsch, nicht unser Ding. Also bei Land Rover in Deutschland angerufen, dann bei Land Rover in Norwegen. Wir wussten also in Kürze wo der Land Rover Händler in Stavanger ist und wussten, dass dies unser Ziel sein wird. Wir hatten Glück im Unglück. Humphrey wollte wohl lieber in Norwegen bleiben, als in Frankfurt in einer Tiefgarage stehen. Verständlich.

Wir hatten noch drei Nächte und wollten, nachdem wir jede Menge Kilometer gefahren waren, voller Eindrücke, die letzten zwei Tage in Ruhe an der Küste verbringen. Dazu kam noch, dass wir nur 59km von Stavanger entfernt waren. Also Glück im Unglück.

Dann rief uns Kai an, der gute Mann der aus Spaß eine Woche im Monat beim Abschleppdienst arbeitet und ansonsten auf einer Ölplattform in der Nordsee. Auf dieser arbeitet er zwei Wochen und hat dann vier Wochen frei. Und das auch noch bei einer sehr ordentlichen Bezahlung. Da kann man, wenn man Freude daran hat, auch noch eine Woche Touristen abschleppen.

IMG_2415

Wir sind also kurz vor fünf, mit Humphrey auf dem Rücken, beim Land Rover Händler angekommen und sie meinten, sie rufen uns morgen an, sobald sie herausgefunden haben, was das Problem ist. Also wieder Warten. Nun denn. Einmal tief durchatmen.

Kai hat uns in die Stadt mitgenommen und wir haben uns ein Zimmer in einem Hotel am Hafen gesichert. Wir haben also die Freiheit in der Natur gegen den Komfort des Stadtlebens eingetauscht.

L1002012

Abends sind wir super nett essen gegangen und haben uns die Stadt angeschaut. Letzteres ist im Grunde in einer Stunde erledigt und da es nicht dunkel wird, hat man dementsprechend Zeit. Am nächsten Morgen, nach ausgiebigem Frühstück, sind wir noch mal in die Altstadt, Souvenirs kaufen und vor allem Kreuzfahrtschiffe gucken. Wir hatten zuvor bei den touristischen Hotspots immer darauf geachtet, Kreuzfahrtschiffe zu meiden. Wer will schon in einer Stadt die 500 Einwohner hat, mit 3000 Leuten durch die Straßen schlendern? Dank des Internets gibt es auch diese Information und so wussten wir, heute werden in Stavanger zwei Kähne erwartet. Ein luxuriöses, auf dem lediglich knapp 500 Gäste sind und eines dieser super großen Dinger, auf dem 3000 Gäste sind. Das musste ich sehen. Kreuzfahrtschiffe als Attraktion, ein bisschen wie im Zoo. Mal gucken was für eine Spezies auf diesen Dingern unterwegs ist.

L1002019

Als wir am Kai ankamen, lag der kleinere Kahn schon vor Anker, lächerliche 200 Meter lang. Den knapp 500 Gästen hat man angesehen, dass dies die luxuriösere Variante war. Sie sahen einfach nach Geld aus. Der Neugier halber haben wir uns mal schlau gemacht, was so eine 14-tägige Norwegen-Rundreise kostet. Nur 11.000 €. Hm, da können wir uns ganz anderen Dinge vorstellen.

L1002032

Eine Stunde später, als wir noch mal durch die kleine Altstadt gelaufen sind, kam dann der Touristenzerstörer und fuhr in den Hafen ein. Das ist schon beeindruckend, aber auch sehr beängstigend. Hat schon was von einem Raumschiff, auf dem lauter Aliens sind, die jetzt über die Stadt herfallen. Aber was spiele ich mich hier auf? Wir haben schließlich die letzten Nächte auf Campingplätzen verbracht, vielleicht enden wir auch mal als Aliens auf so einem Kahn.

L1002034

L1002039

Wir hatten jetzt 12 Uhr mittags und noch immer keinen Rückruf von der Werkstatt. Wir fanden uns schon sehr gut, so lange Geduld aufgebracht zu haben, eine wahre Meisterleistung. Doch 12 Uhr ist eindeutig nicht mehr vormittags. Wir sind dann zurück ins Hotel und haben die Drähte wieder glühen lassen.

Als erstes erfuhren wir, dass die Werkstatt nicht weiß, was kaputt ist, und sie eine Beschreibung des Problems an Land Rover in UK geschickt hätten und jetzt auf eine Antwort warten. Das hat bei uns natürlich unmittelbar ganz großes Vertrauen ausgelöst. Ein Land Rover Händler, der bei dem mechanischsten aller Land Rover nicht weiß, was kaputt ist? Auf einmal haben wir uns gar nicht mehr gut gefühlt. Wir also mit dem Händler in Deutschland gesprochen, der eine wesentliche klarere Idee hatte, was das Problem sein könnte. Welches eine Reparatur von 3h bedeuten würde, wenn man das Ersatzteil vor Ort hat. (Hülse zwischen Verteilergetriebe und Getriebe ist wahrscheinlich kaputt.) Von der Aktion Land Rover in UK zu schreiben, und das uns gesagt wurde, es sei ein Standardprozedere war er verwundert. Unser Vertrauen ist also noch weiter gewachsen.

Daraufhin haben wir uns also schlau gemacht – weil die Arbeit daheim ja bald wieder ruft – was denn jetzt wäre, wenn der Wagen nicht mal so eben repariert werden kann. Dank der unmittelbaren Recherche des Navigators wussten wir in Kürze, dass wenn der Wagen nicht in drei Tagen zu reparieren ist, der ADAC den Rücktransport in die Heimat übernimmt und bei einer Entfernung größer 1.200km von der Heimat, die Kosten für den Heimflug übernimmt. Und hier muss ich jetzt mal ein ganz, ganz großes Kompliment an den ADAC aussprechen. Sowas von hilfreich, zuvorkommend, organisiert. Super. Wer noch nicht Mitglied ist und ein Auto hat, kann ich nur empfehlen.

Bald darauf haben wir dann noch einen Anruf von der Werkstatt bekommen, dass sie nicht in der Lage sind, das Problem in drei Tagen zu beheben. Pfeifen. Sie glauben auch, dass es die Hülse ist, die zwischen Verteilergetriebe und Getriebe liegt, müssten aber auch einen Blick in das Getriebe werfen, um zu verifizieren das hier nichts kaputt ist und sie hätten die Teile nicht da. Ein paar Teile wären in Dänemark, der Rest müsste aber in UK geordert werden und das würde 10-14 Tage dauern. Damit war klar, die Reise mit Humphrey ist hier und jetzt zu Ende.

IMG_2452

Innerhalb einer halben Stunde hatten wir die Flugtickets organisiert, den Rücktransport vom Fahrzeug mit dem ADAC klar gemacht und werden anstatt 20 Stunden Heimreise, nach 2h Flugzeit am darauffolgenden Tag wieder daheim sein.

Da der Wagen noch Gewährleistung hat und der ADAC einen sehr großen Anteil der Kosten für Abschleppen, Hotel, Taxi, Flug und Rücktransport trägt, wird uns der ganze Spaß am Ende wohl nicht wirklich was kosten. Das was er uns gekostet hat, ist der abrupte Abbruch unseres kleinen Abenteuers. Wir konnten es nicht standesgemäß zu Ende bringen. Sehr schade. Auch tut es uns um Humphrey leid, der jetzt alleine auf den Rücktransport warten muss, bevor er unters Messer kommt. Wir hoffen das Humphrey wohlbehalten und vollständig nach in Frankfurt ankommt und die Reparatur eine kleine ist. Humphrey ist ein unglaubliches Vehikel und ich werde in einem gesonderten Post darüber berichten warum. Auch werde ich noch über Urlaub in Norwegen grundsätzlich berichten. Wir wissen aber jetzt schon, dass wir eines Tages wiederkommen werden, diesmal dann aber mit Angel und mit (hoffentlich) wärmeren Temperaturen im Gepäck.

Am folgenden Tag haben wir möglichst viele Klamotten aus Humphrey geräumt, das Verderbliche entsorgt und Humphrey klar schiff für den Transport gemacht.

Bis zum nächsten Abenteuer.

Eure Sona, Pete & Humphrey

L1000623-2

9 Gedanken zu “An (un)wanted Break and then an End

  1. Hi Humphrey get well soon! Dabei haben wir schon echten Norwegischen Fjordwildgrilllachs parat. Gruß aus dem Süden – also von Dir aus gesehen

  2. Wie schade, ich könnte mich an eure Berichte gewöhnen. Es war eine schöne Reise und ich „fahre“ gern wieder mit, beim nächsten Mal :-).

  3. Da haben wir uns gerade an unsere tägliche Abendlektüre gewöhnt und jetzt das! Der arme Humphrey…

    Ein großes danke für den tollen Blog!

  4. Hallo Piet und Sona,
    ich wusste ja nicht, welche schriftstellischen Qualitäten im Fahrer stecken! Jeder Reisebericht war ein Genuss zu lesen.
    Die Erfahrungen mit dem ADAC kann ich so nur bestätigen. Wir wurden auch schon aus ganz Europa heimgebracht.
    Allerdings hätte ich dich auch vor einem englischen Auto gewarnt. Wir haben erst letztes Jahr unseren Landy gegen ein G-Modell getauscht. Und eigentlich sollte es sich auch rumgesprochen haben; von einem Engländer braucht man immer zwei: einen zum Fahren und einen für die Werkstatt 🙂
    Gruß Bert

Schreibe einen Kommentar zu Alexander Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert