Atacama Desert

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Nach unserem ungewollten Zwischenstopp in Deutschland haben wir uns endlich auf den Weg in die Wüste gemacht, um den Sternen ganz nah zu sein. 2.500 Kilometer lagen vor uns und natürlich wollten wir auf dem Weg etwas erleben, von daher sind wir nicht auf dem direkten Weg in die Wüste gefahren. Warum auch?

Zuerst ging es von Santiago aus entlang der Tunnel-Route nach Norden. Selbige besteht aus einspurigen, unbeleuchteten Tunneln, die in den Fels gehauen sind. Die Verkehrsregel ist ziemlich einfach: In die Finsternis fahren und hoffen, dass einem keiner entgegenkommt. Wenn man dann irgendwann am Ende des Tunnels ein Lichtlein sieht, ist man erleichtert.

Dann ging es über Dörfer, Buckelpisten, Berge, Täler, vorbei an Kakteen und das Ganze wiederholte sich dann gefühlt zig Male, bis wir endlich in Pisco Elqui im Valle de Elqui ankamen. Wunderschön und süße kleine Orte, aber mitten im letzten Ferienwochende der Chilenen. Also genau unser Ding. Nichts wie fort.

Nach einem unerwarteten Kindergeburtstag am Pool, weil die Gastfreundlichkeit der Menschen hier unfassbar herzlich ist, und einer weiteren Nacht an einem Strand ganz für uns allein, sind wir dann endlich in der Wüste angekommen.

Auf dem Weg durch die Atacama liegt das Very Large Telescope der European Southern Observatory (ESO). Es besteht aus vier einzelnen Teleskopen mit einem Durchmesser von jeweils 8,20m, die zusammengeschaltet werden können, und bildet damit das größte Teleskop der Welt. Es liefert neben dem Hubble Space Teleskop die meisten wissenschaftlichen Ergebnisse.

Wir hatten uns vorher schon gesagt, dass es cool wäre, wenn wir uns das ansehen könnten, zumal in der Residenzia, also dort wo die Wissenschaftler wohnen, einer der letzten Bond-Filme gedreht wurde. Doch nach einem Besuch auf der Webseite, wie und wann das Ganze abläuft, haben wir das abgeschrieben. Zum einen sind die Führungen nur samstags und wir hatten keine Ahnung, wann wir beim VLT vorbeifahren würden. Zum anderen muss man sich mindestens 48 Stunden vorher anmelden und eine Erklärung ausgedruckt und unterschrieben mitbringen. Wir reisen mit allerhand Kram, aber einen Drucker haben wir nicht dabei. Damit hatte sich das Thema eigentlich erledigt.

Als wir in die unmittelbare Nähe vom VLT kamen, meinte der Navigator, dass wir die 14 Uhr Führung schaffen würden. Es war Samstag und wir hatten noch 45 Minuten Zeit. Also haben wir es auf einen Versuch ankommen lassen.

Kurz vor dem Gipfel, trafen wir auf Dieter und Juliana, die wir schon auf der Carretera Austral mehr als einmal getroffen hatten. Diese sind ebenso auf gut Glück hoch gefahren und haben die morgendliche Führung mitgemacht, ohne ausgedruckte Papiere, ohne Voranmeldung. Wir uns also wieder in Humphrey geschwungen und zum Eingang weitergefahren. Da wir in Südamerika sind und alles nicht immer ganz so streng genommen wird, konnten wir ohne den ganzen Firlefanz an der Führung teilnehmen. Glück gehabt.

Leider wurde in der Residenzia ein neuer Pool gebaut, von daher gab es keine Führungen zu der Residenzia. Unser Guide meinte lediglich, dass er den Bau des Pools nicht verstehen würden, weil der alte Pool schon nicht genutzt wurde. War aber auch egal, weil die Führung super klasse war, sehr informativ und man kam sehr nah an alles heran. Wer mehr über das VLT lesen möchte, kann das hier oder hier machen. Super spannend.

Weiter ging dann unsere Reise Richtung Antofagasta, vorbei an der Mano del Desierto, der Hand der Wüste. Man muss hier natürlich halten und ein Foto machen.

Bei Antofagasta, vor allem bekannt als Hub für all die Minen in der Region, haben wir unsere bisher skurrilste Nacht an einem Rasthof verbracht und haben dabei jede Menge Trucker kennengelernt. Ebenso haben wir Bekanntschaft mit den Güterzügen gemacht, die nachts die Erde unter uns zum Beben gebracht haben.

Das war aber alles vergessen, als wir am nächsten Tag durch die Salar de Atacama gefahren sind, entlang der B-385, vorbei an der SQM Salar Brines, die die größten bekannten Lithium und Potassium Vorkommen hat. Man kann sie sogar ziemlich gut auf Satelliten Bildern sehen. Leider gibt es hier keinen Zugang für die Öffentlichkeit.

Und nun waren wir endlich im Herzen der Atacama Wüste. Nach sechs Tagen Fahrt und 2.258km, haben wir uns an der Laguna Miscanti und kurz darauf an der Laguna Miniques wiedergefunden. Zwei Tage zuvor waren wir noch an der Küste auf Meereshöhe. Die Nacht auf dem Rastplatz haben wir auf 1.000m verbracht und hier waren wir auf 4.200m. Jeder, der das schon mal erlebt hat, in solch kurzer Zeit auf diese Höhe zu klettern bzw. längere Zeit auf über 2.500 Metern zu sein, weiß, was das mit dem Körper machen kann. Die Höhe sollte und ist für uns seitdem ein ständiges Thema, weil wir uns nicht mehr auf unter 2.500 Metern bewegt haben.

Laguna Miscanti & Laguna Miniques

Hier waren wir dann endlich wieder da, wo wir zuhause sind: Phantastische Landschaften, Weite und mit ein bisschen Timing sehr wenige Menschen. Man muss sich vorher nur schlau machen, wann die ganzen Touren wo aufschlagen und eben genau zu dieser Zeit nicht vor Ort sein.

Laguna Chaxa

Wir mussten dann auch am südlichen Wendekreis halten, der entlang des Inka Trails liegt. Südlicher Wendekreis? Das ist der Breitengrad, an dem die Sonne zum Zeitpunkt der Sonnenwende (also am 21. Dezember) im Zenit steht. Keine Ahnung ob das wirklich relevant ist. Wir waren auf alle Fälle happy, wieder runter auf 2.500m zu sein. Was folgte war ein wunderschöner Abend. Vor uns die Salar mit untergehender Sonne, hinter uns die Vulkane und in der Nacht Sternschnuppen und die Milchstraße.

Wir haben in der Atacama über eine Woche verbracht und sind von A nach B gefahren, um soviel wie möglich zu sehen und zu erleben. Es war einfach klasse. Wie gesagt, genau unsere Welt. Hat bei uns Erinnerungen an Afrika geweckt und das ist immer gut.

Laguna Tebinquinche

Wir sind in Salzlagunen gehüpft, in denen man nicht auf dem Bauch im Wasser liegen konnte, weil der Bauch in den Himmel gehoben wurde und der Kopf demnach unter Wasser. Hat sich ziemlich komisch angefühlt.

Laguna Piedra

Wir sind durch Täler und Wüsten gelatscht, natürlich möglichst immer antizyklisch, um den Massen aus dem Weg zu gehen.

Valle de la Luna

Und dann gab es auch noch den Mond. Wir waren zum Vollmond in der Atacama. Auch wenn das nichts ist, um Sterne zu schauen, hatte der Mond seine ganz eigene, sagen wir Ausstrahlungskraft. Jeden Abend, wenn er am Horizont erschien, waren wir von seiner Größe, Herrlichkeit und vor allem von seiner Strahlkraft ziemlich angetan. Selten haben wir so viel Spaß gehabt, dem Mond beim Aufgehen zuzuschauen.

Klasse war auch der Ausflug in das Valle del Arcoiris. Die Farben der Felsen sind einmalig und am besten ist das zu sehen, wenn man die Drohne in die Luft bewegt und sich das Ganze aus einem anderen Blickwinkel anschauen kann.

Es sind aber nicht nur die Attraktionen als solche, die sehenswert sind, es sind auch die Fahrten zu eben diesen Attraktionen.

 

Natürlich haben wir uns auch das Tatio Geysir Feld angeschaut. Es ist das drittgrößte der Welt. Das war auch wieder so ein Ding, das wir der Vollständigkeit halber gemacht haben, um einen Haken zu setzen. Natürlich sind wir nach den ganzen Tourbussen gefahren, haben die Fahrt als solches super genossen und sind dann bei den Geysiren angekommen, als die Meute sich schon wieder vom Acker gemacht hat.

Das war alles ganz lustig anzusehen, aber so richtig ist das nicht unser Ding, genauso wenig wie das Baden in irgendwelchen warmen Quellen. Wir sind an zig auf unserer Reise vorbeigefahren und sind strikt in keine hineingegangen. Wir haben zu Hause eine Badewanne und die nutzen wir auch nicht. 😏

Das Beste an dem Ausflug war, dass wir Juliana und Dieter wieder getroffen haben. Es ist schon lustig, dass man ein paar Overlander auf solch einer Reise immer wieder trifft. Die beiden haben wir wie berichtet zum ersten Mal auf der Carretera Austral getroffen, 4.400km weiter südlich. Und jetzt waren wir vier wieder zur gleichen Zeit am gleichen Ort.

Vor den beiden haben wir allerhöchsten Respekt. Zum einen haben sie mit Mitte zwanzig für ihren Traum zu reisen, ihr bürgerliches Leben aufgegeben, haben wohl so viele verrückte und aufregende Dinge im Leben gesehen und erlebt, für die wir wohl alle mehrere Leben benötigen würden. Den größten Respekt aber haben wir davor, dass sie mit siebzig Jahren noch immer unterwegs sind, während andere in dem Alter in ihrer kleinen Welt gefangen sind. Wer mehr über die beiden erfahren möchte, kann das hier tun.

Zum Abschluss, bevor wir uns aus Chile verabschieden wollten, sind wir in die Salar de Tara gefahren. Das war ein sehr spezieller Ausflug. Von San Pedro de Atacama, was nun wirklich nicht hübsch ist, geht es innerhalb einer Stunde von 2.500m auf 4.800m. Das geht nicht ganz spurlos an einem vorbei, auch wenn man schon seit über einer Woche auf über 2.500m ist und immer wieder Ausflüge auf über 4.000m gemacht hat. Als ich dann ein wenig später, mir ging es nicht besonders gut, der Meinung war, auf 4.900m Höhe mal ein paar kräftige Schluck Wasser zu trinken, fand mein Kreislauf das gar nicht gut und fing an, sich zu verabschieden. Also Augen zu und durch und weiter zum Ziel, das auf 4.200m lag. Aussteigen, auf den Boden legen und Füße hoch. Ein paar Minuten später war es wieder besser und noch ein paar Minuten später war alles wieder fein. Es bleibt aber festzuhalten, dass es zumindest für mich, ordentlich anstrengend war. Gut, dass die Salar de Tara einen für all die Strapazen entschädigt. Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend.

Wüsten sind Humphreys und unser Ding. Wir werden sicherlich noch lange und immer wieder in Gedanken in der Atacama Wüste verweilen. In diesem Sinne…

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4 Gedanken zu “Atacama Desert

  1. Eines meiner absoluten Wunschziele ist die Atacama! Vielen Dank für atemberaubende Bilder und tiefe Einblicke. Ich bin so beeindruckt – Herzallerliebste Grüße aus ffm cc

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