Norway – A Rat Race

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Ziele im Leben

Was wäre ein Urlaub, ohne sich ein paar Ziele zu setzen? Wir sind schließlich die Walentins, aber dazu später mehr.

Unsere erste Nacht in Humphrey’s Bauch in Norwegen war gemütlich und kuschlig, trotz mageren zehn Grad in der Nacht. Dank der Standheizung war der Wagen wohlig warm, als wir aus unserem Schlafgemach krochen. Nach einer warmen Dusche – das ist der Vorteil eines Campingplatzes – haben wir uns der wichtigsten Mahlzeit des Tages zugewandt, dem Latte Macchiato. Im Anschluss haben wir uns gemütlich auf Tour begeben und darüber diskutiert, wo wir denn hinfahren wollen. Bei dieser Überlegung haben wir natürlich den Wetterbericht in Betracht gezogen. “In Norwegen macht man dort Urlaub wo das Wetter gut ist!” sagte uns ein Norweger. Der sollte es ja wissen.

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Da in unserer Vorstellung vom Urlaub Sonne ein wesentlicher Bestandteil ist, war unser Ziel, der Regenfront, die von der Nordsee auf Norwegen zog, ein Schnippchen zu schlagen. Und wie schlägt man einer Regenfront ein Schnippchen? Man kehrt in eine nette Unterkunft ein. Da ist es durchaus von Vorteil, wenn man jemanden an Bord hat, der rein Interesse halber, schon vor Reiseantritt nette Unterkünfte herausgesucht hat. Wir haben uns also kurzer Hand, für den angekündigten Tag voller Regen, eine Unterkunft gebucht. Jetzt hatten wir zwei Tage Zeit genau zu dieser Unterkunft zu kommen.

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Der Navigator

Wir haben zwei Karten dabei, mit jeweils unterschiedlichem Maßstab. Eine für die großen Distanzen und eine für die Details. Auf der Detailkarte hat sich der Navigator immer wieder verloren – das hat sich natürlich inzwischen geändert – und auf der mit dem geringeren Maßstab sah alles nicht so weit weg aus. Aufgrund dieses Eindrucks haben wir auch die Unterkunft, bzw. den Ort gewählt, an dem wir dem Regen ein Schnippchen schlagen wollten, außerdem wollten wir eh “da oben” hinfahren. Nach ein, zwei Stunden Fahrt und weiterer Orientierung auf der Karte haben wir festgestellt, dass wir noch nicht so recht vom Fleck gekommen sind. Ist ja auch ganz schön hier, da trödelt* man gerne rum.

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Dies haben wir zum Anlass genommen um mal nachzurechnen. Wir stellten fest, dass wir pro Tag 500km fahren mussten. Natürlich über die schönen Straßen, die mit den tollen Ausblicken, mit den Sehenswürdigkeiten, was in Norwegen in der Regel Natur ist. Hört sich auch nicht so viel an, ist aber ungefähr so, als wenn man in Deutschland das doppelte fährt. Oder anders ausgedrückt, man fährt den ganzen Tag, aber hey, die Sonne geht um halb vier auf und um halb zwölf unter. Wo ist eigentlich das Problem?

Nun gut, wir sind ja die Walentins, können eh nicht aus unserer Haut und außerdem haben wir noch Ziele im Leben. Die Unterkunft ist eben unser nächstes. Geben wir mal Gas.

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Tunnel und Fähren und Tunnel

Wir haben zwar bei unserer Recherche vorab von Tunneln und Fähren gelesen und beim Studieren der Karte ist uns aufgefallen, wie viele Fähren und Tunnel es gibt. Nur, wenn man vor Ort ist, stellt man fest, dass es noch viel mehr davon gibt. Die Norweger müssen, es kann gar nicht anders sein, Weltmeister im Tunnelbau sein. Ich denke jedes Alpenland ist ein Witz gegen das, was hier durch die Berge gebohrt wurde. Tunnel wurden in einem Ausmaß in diesem Land verteilt, man könnte meinen da steckt eine Verschwörung dahinter. Ist wohl auch so. Und nicht nur, dass sie unterschiedliche Tunnel haben, die unterschiedlich gut beleuchtet, unterschiedlich lang und unterschiedlich breit sind, sie haben sogar Kreisverkehre im Tunnel, die mit blauen Discolicht beleuchtet sind. Wir sind sehr beeindruckt und wollen eigentlich an blauen Discokreisverkehren eine fette Party feiern mit hunderten von Menschen und fetten Bässen.

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Fähren gibt es auch eine Menge, und anders als bei den Tunneln, die einfach immer da sind, bewegen sich diese und sind nicht immer da, wo sie sein sollen. Unser erstes Erlebnis mit einer Fähre in Norwegen – nein wir reden nicht von der Fährfahrt nach Norwegen – war ein traumatisierendes Erlebnis. Die Fähre hat unmittelbar vor unseren Augen abgelegt, und nicht nur das, die Crew machte auch am Anschluss der Fahrt derer wir nicht Teil waren, auch noch Mittagspause. D.h. wir mussten eine Stunde auf die nächste Fähre warten. Warten. Nicht unsere Stärke, schon gar nicht im Urlaub. Wir sind doch hier um zu erleben, um einzuatmen – nein nicht durchzuatmen, das können andere machen – und jetzt mussten wir eine Stunde warten, eine ganze Stunde, und das bei dem Kilometerpensum das vor uns lag. Der reinste Wahnsinn.

Nun gut, und um den Wahnsinn ein wenig weiterzutreiben, haben wir gleich mal eine weitere Möglichkeit genutzt, die Humphrey bietet eine kleine Pause zu machen. Hinlegen auf dem Unterdeck, nicht super bequem aber möglich. Eigentlich war ich so müde, dass ich auch ein Nickerchen hätte machen können, aber der Wahnsinn hat das nicht zugelassen, nach ca. fünf Minuten haben die Beine schon wieder gezappelt und ich zog einen Spaziergang mit dem Navigator über den Pier vor.

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Nur leider hat dieses traumatische Erlebnis seine Spuren hinterlassen. Die folgenden Fähren wurden, Internet sei dank, präzise ermittelt und der Navigator hat dem Fahrer klare Anweisungen gegeben. Da die Fähren je später der Abend wurde auch immer seltener fuhren und wir den ganzen Tag unterwegs waren, ging es um jede Sekunde, oder wer den Navigator kennt, um Leben und Tod.

In den zwei Tagen haben wir zwei Punktlandungen hingelegt. Bei der ersten Fähre musste der Fahrer nur eine Stunde Gas geben. Wir kamen ca. 2 Minuten an, bevor die Fahrzeuge auf die Fähre gelassen wurden. Am zweiten Tag musste der Fahrer zwei Stunden lang Gas geben, und wir konnten direkt auf die Fähre fahren. War geil, irre, wahnsinnig und hört sich schlimmer an als es war. Warum? Wir sind die Walentins, wir können nicht anders. Wir lieben es, so effektiv wie möglich zu sein.

To be continued…

*Trödeln: Aus Walentinscher Sicht ist Trödeln ein negatives Moment. Der Gegensatz zu ineffektiv, unproduktiv, ineffizient – fällt mir noch was ein – naja ihr wisst, wo ich herkomme. Dies wurde gleich zu einer Grundsatzdiskussion. Der Fahrer wollte sich nicht vorwerfen lassen zu “trödeln”, er sei schließlich im Urlaub und hätte das Recht auf Trödeln. Der Navigator hingegen meinte dies Trödeln nicht in dem Sinne zu interpretieren, sondern lediglich eine Ist-Beschreibung unseres Verhaltens, welche zu einem evtl. Missen der Fähre führen würde. Willkommen in unserer Welt.

Trödel Impressionen: Frühstücken, Ausblick genießen, Drohne fliegen, noch mehr Wasserfälle anschauen, Mittag essen, noch mehr Latte Macchiato trinken, frieren im Schnee und noch mehr Seen sehen.

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10 Gedanken zu “Norway – A Rat Race

  1. That looks absolutely insane man!I love the snow caps on the mountains! Flowing waters everywhere and check at all that green grass! So jealous man, nice ride. Now all it needs is some of that desert dust!

  2. Super euer Bericht:-)! Wenn ich sonst schon nicht zum lesen komme, dann wenigstens hier! Bilder sehen super aus! Bisschen kalt vielleicht, aber hier ist es derzeit auch nicht besser! Ganz viel Spaß weiterhin! Glg aus ffm

  3. Viel Spass weiterhin, ich freu mich auf den nächsten Bericht. Wofür genau wird Humphrey getestet? Von Marokko bis subsahara?
    Alles Liebe, Kirsten und Co.

  4. Liebe Walentins!
    Ich verschlinge eure Berichte. Super anschaulich geschriebene Texte und wundervolle Bilder, aber bei der Landschaft bleibt euch ja auch nichts anderes überig. Eure psychologische Selbstanalyse hätte eure Art nicht besser treffen können. In diesem Snne noch einen „entspannten“ Urlaub.
    Liebe Grüße

  5. Hallo Ihr Beiden,

    Ich hätte es ja nicht gedacht ;-), aber es macht echt riesigen Spaß zu lesen. Sehr amüsant. Bin schon gespannt auf den nächsten Reisebericht. Und obwohl sich mir beim Betrachten der Bilder ein leises Gefühl des „Neids“ beschleicht, hoffe ich auf mehr solcher grandiosen Landschaftsfotos und stimmungsvollen “ die Walentins “ Fotos. So, ich mir jetzt noch einen Latte und euch einen tollen Sonntag.
    Lieben Gruß Valeska&Matthias

  6. Ihr seid die Walentins – und ihr schafft es, dass sogar ich plötzlich Lust verspüre, mit einem Camper los zu fahren, unglaublich… Danke für den Reisebericht und die fantastischen Fotos! Habt noch viel Spaß!

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